Hey, immerhin hielt es gute zehn Jahre! Damals überführte ich meine CD-Sammlung ins verlustfreie FLAC-Format, um nie wieder meinen Bestand tagelang erneut rippen zu müssen. Gleichzeitig legte ich eine 320 Kbit/s MP3-Version für unterwegs an, die ich lokal auf mein Smartphone kopierte. Kommt also der nächste heiße Scheiß, fliegen die MP3s grob in Richtung Tonne und die FLACs halten für eine frische Auflage her. Eigentlich ein ganz brauchbarer Plan, dachte ich seinerzeit.
Nun änderten sich in den letzten Jahren Dinge, und weil sich mit der Zeit zusehends störende Wehwehchen bei diesem Ansatz auftaten, war eine Kurskorrektur vonnöten, denn:
Die Sammlung wird nicht wieder kleiner. Einerseits hat sie sich seit dem ersten Beitrag locker verdoppelt, andererseits ist es ja nicht so, dass ich die MP3s nur auf meinem Telefon habe. Selbstverständlich liegen sie neben den FLACs auch noch auf dem Server. Im Backup und hoffentlich ebenfalls in dessen Sicherheitskopie sind sie auch wieder anzutreffen. Den Platz könnte man sinnvoller nutzen.
Da ich die Metadaten lange gemäß des uralten Brauchtums von Hand pflegte, schlichen sich hier und dort unvermeidlich Fehler ein. Für eine Korrektur musste ich an mindestens drei Versionen Hand anlegen: die beiden auf dem Server, jene auf dem Telefon und eventuell noch weitere Kopien auf anderen Geräten. Und jetzt stellt euch vor, ihr habt diesen langen Tanz aufgeführt, nur um dann einen weiteren Schnitzer zu finden, wenn ihr gerade erst erschöpft und ausgemergelt in euren Sessel gesackt seid. Ach, verdammt. Die Zeit könnte man sinnvoller nutzen.
Ich hielt es damals für eine richtig gute Idee, jede CD als eine zusammenhängende Datei zu rippen und ein Cuesheet daneben zu legen. Stellt sich heraus: Das war ein blöder Einfall. Nicht nur ist es unhandlich und nur wenige Player unterstützen sowas, sondern den Cuesheets fehlten einige Metadaten. So konnte das nicht bleiben. Also musste ich ran und erst gut 100 Alben in einzelne Tracks zerstückeln (einfach und schnell dank Scripts) und danach einmal durch die Pipeline für neue Metadaten und Covergrafiken ziehen (teil-manuell und langwierig). Die Nerven dazu könnte man sinnvoller nutzen.
Ein kleiner Teil der Sammlung lag peinlicherweise noch gar nicht verlustfrei vor. Gelegentliche Faulheit überkam mich und ich benutzte einfach MP3s, wenn es diese dem Kauf beilagen. Damit konnte ich gleich reinhören, ohne Versand und Lieferung der CD abwarten zu müssen. Einige Scheiben standen daher mehrere Jahre eingeschweißt in meinem Regal, bis ich sie jetzt auspackte, um endlich meine eigenen Rips davon anzufertigen. Etwas überraschend: Sie klangen stets besser als ihre Pendants von Amazon & Co, trotz mindestens ähnlichen Qualitätseinstellungen. Ergo: Die Bits könnte man sinnvoller nutzen.
Muss ich dieses Thema schon wieder für einen Beitrag aus der Mottenkiste holen. Wir alle haben schließlich besseres zu tun. Die Gelegenheit könnte man sinnvoller nutzen.
Also, wie sieht der neue Ansatz nach dem Abstauben und Ausbessern aus? Gut, dass ihr fragt: Streaming! Ich bin ja eigentlich ein Freund von technischer Simplizität, aber der Server und die entsprechende Software – tosender Applaus für Jellyfin – sind bei mir bereits im Einsatz und umfassend erprobt. Bisher zwar nur als selbstgehostetes Netflix für meine eigenen Filme und Serien, aber für Musik hat es ebenfalls ein Talent, wie sich zeigt. Bereits bei den ersten Testläufen gab es für meine Zwecke nichts zu bemängeln, sodass ich kaum einen näheren Blick auf Alternativen werfen musste.
So kann ich meine Mediathek zentral verwalten und muss mir weder um Synchronisierung, noch um Speicherplatz Gedanken machen. Jellyfin versorgt mittels Weboberfläche oder auf Musikgenuss ausgerichteten Apps alle Clients und übernimmt bei Bedarf ebenfalls das Transcoding, also das Umwandeln in ein anderes Format. Für unterwegs tut es dann auch heruntergerechnete Musik oder eben offline-Downloads, in zukünftigen Versionen wohl sogar beides kombiniert. Sehr komfortabel, auch wenn ich unterwegs ohnehin selten Musik zu hören pflege. Im Heimnetz kann er wiederum ruhig die wuchtigen FLACs herumreichen und sich diesen Schritt sparen.
Nicht, dass diese gerade mit Bluetooth-Kopfhörern, ausgerechnet mit dermaßen abgerockten wie meinen, (Audiophile schreien jetzt sicher auf) einen erheblichen Unterschied in Sachen Klangqualität ausmachen dürften, aber auch den Placeboeffekt nehme ich gerne mit. Ich bilde mir zumindest bei einigen Alben ein, mehr Details, Raum und Dynamik wahrzunehmen. Wahrscheinlich bin ich jedoch bei diesen gefühlten Qualitätssprüngen an jene Werke geraten, deren MP3s, wie oben erwähnt, aus anderer – unterlegener – Quelle stammten. Jedenfalls fühlt es sich diffus besser an, und da es gerade bei Musik um nichts anderes gehen sollte, genügt mir dies bereits. Voodoo und Feenstaub sind erlaubt, solange wir nicht von geweihten, im Vollmondlicht handgedrillten Audiokabeln aus purem Silber reden.
Allermindestens wird eventuelles, zukünftig höherwertiges Hörequipment nicht vom abzuspielenden Liedgut ausgebremst. Mindestens bin ich in dieser Hinsicht also HiFi-ready, sozusagen.