Gespielt: Chorus

Weltraumspiele sind im Mainstream heutzutage nicht sonderlich in Mode, glücklicherweise springen einige kleine und mittelgroße Studios in die Bresche und füllen das unendliche Vakuum.

Neben den größeren, relativ umfassenden Simulationen Star Citizen und Elite Dangerous sind im arcadigeren Actionbereich neben Star Wars – Squadrons meines Wissens aktuell hauptsächlich Everspace 21 und nun seit kurzem auch Chorus am Start.

Die Entwickler Fishlabs (Die ursprünglichen Gründer zogen übrigens später auch Rockfish, das Studio hinter Everspace hoch) aus Hamburg sind Freunden des Genres natürlich ein Begriff, haben sie sich seit nun über zehn Jahren in dieser Nische mit der Galaxy on Fire-Reihe (hauptsächlich mobil) einen Namen gemacht. Ich selbst war nie ein großer Freund von Spielen auf dem Smartphone, aber mit GoF habe ich einige sehr kurzweilige Sessions auf meinem Glasrechtreck absolviert.

Meine Erwartung also: Gediegene Weltraum-Balleraction auf knusprigem AA-Niveau. Was ich bekam: Gediegene Weltraum-Balleraction auf knusprigem AA-Niveau. Astrein, praktisch wie bestellt!

Grundsätzlich mag ich meine Spiele ganz gerne ruhig, weswegen ich in Elite Dangerous auch mittlere dreistellige Stundenzahlen beim Mining (Ist Painite heute immer noch so wertvoll?), Handeln oder Transport verbrachte, während andere sich in jeden Dogfight stürzen um ein paar Credits Kopfgeld einzusacken. In Chorus hingegen sind die Kämpfe der unbestrittene Mittelpunkt des Gameplays und sie gehen so dermaßen gut von der Hand, dass ich mich selbst ständig dabei erwische wie ein Wilder in die nächste Schießerei zu boosten.

Das liegt für mich hauptsächlich an drei Mechaniken, die wirklich schön ineinander verzahnt sind:

  1. Der Drift. Gab es auch in SW Squadrons, funktioniert meiner Meinung nach hier aber nochmal deutlich besser. Es fühlt sich immer gut an, um die Gegner herumzudriften und -zuboosten, sie auszumanövrieren und ganze Gruppen so in windeseile abzufrühstücken.
  2. Die Rites. Sich per Weltraum-Magie hinter einen Gegner teleportieren um ihm so richtig einen mitzugeben? Sign me up! Gerade in Kombination mit dem Drift gerät man schon mit relativ wenig Übung in einen unfassbar schnellen Flow und teilt links und rechts Schaden aus, dass die Funken fliegen.
  3. Die Masteries. Kleine Herausforderungen, die bei Erledigung immer stärkere, dauerhafte Boni freischalten, etwa 50 Gegner während des boostens oder driftens abschießen. Somit ist man angehalten einen abwechselungsreichen Spielstil zu pflegen und freut sich über jeden neuen erspielten Vorteil.

Unterstrichen werden diese Mechaniken durch den (für mich zumindest auf normal) zum Teil knackigen Schwierigkeitsgrad, der mich mit seinen unterschiedlichen Gegnertypen dazu zwingt deren Schwächen aus- und damit jedes Werkzeug aus meinem Repertoire im wahrsten Sinne gewinnbringend einzusetzen.

Bezogen auf Story und Lore vernimmt man hier und da Unkenrufe, ich persönlich fand mich ganz gut hineingezogen und fühlte mich bisweilen stimmungsmäßig angenehm an Star Wars erinnert. Popcorn ist angebracht, würde ich sagen.

Besonders gefiel mir das Zusammenspiel der Hauptfigur Nara mit ihrem von einem Bewusstsein bewohnten Raumschiff Forsaken, von ihr auch liebevoll Forsa genannt. Im Laufe des Spiels harmonieren sie immer besser (um nicht zu sagen: Sie sind in chorus), bis sie gegen Ende des Spiels im Kampf sogar gegenseitig ihre Oneliner beenden. Ein wirklich schönes Detail.

Wo wir gerade beim Ende sind: Wo viel Licht, da ein wenig Schatten – Das letzte Viertel hat sich für mich ein wenig gezogen, dafür wurde ich mit einem sehr ordentlichen Finale belohnt und ich bin froh dass ich drangeblieben bin. Was ich mir noch wünschen würde, wäre ein New Game+, ein wenig Motivation für einen weiteren Durchgang schadet schließlich nicht.

Um es auf den Punkt zu bringen: Fragile Männeregos umschrieben dieses Spiel auch als "Female Space Jesus Saves the Universe. Again. A Feminist Space Opera." Klingt doch super, ich würde vielleicht noch Weltraum-K.I.T.T ergänzen, dann ist's perfekt. Neben Aragami 2 ist Chorus sicher eines meiner AA-Darlings des Jahres 2021.

  1. Early Access-Start war im Januar 2021; Ich habe es zwar bereits einige Stunden mit Gusto gespielt, möchte aber bis zum geplanten Release 2023 warten bis ich tiefer eintauche.