Gelesen: The Dresden Files – Storm Front

Nach Unavowed dürstete es mich ein wenig nach Urban Fantasy, und die Dresden Files von Jim Butcher sind in diesem Zusammenhang eine oft genannte Anlaufstelle (in diesem Fall wohl auch nicht ganz zufällig). Seit 2000 sind 17 Bücher der Reihe (plus ein paar Kurzgeschichtenbände) um den namensgebenen Magier-Detektiv Harry Dresden erschienen, den ersten Band habe ich nun ein wenig unter die Leselupe genommen.

Storm Front ist grundsätzlich ein Abziehbild nahezu sämtlicher Crime-Noir-Tropes: Der abgehalfterte Detektiv1 hat Probleme beim Bezahlen seiner Rechnungen, eine Frau klopft an seine Bürotür, schustert ihm einen auf den ersten Blick für seine Talente unpassenden Auftrag zu ("There must be some reason why you’re coming to me, rather than a private investigator or the police."), wirft als überzeugendes Argument einen Umschlag mit großen Scheinen auf den Tisch. Parallel nehmen andere Ereignisse ihren Lauf und später stellt sich selbstverständlich heraus, dass alles doch irgendwie zusammenhängt. Eigentlich fehlt nur die Whiskyflasche in der Schreibtischschublade.

Frisch und unterhaltsam wird die Geschichte für mich durch seinen Fantasyanteil. Dresden ist Magier, ein ziemlich mächtiger sogar, und damit seinen Beruf ergänzend mit umfassendem Hintergrundwissen in arkanen Dingen ausgestattet. Für Leute wie ihn ist das Leben im heutigen (sprich: Anfang 2000er) Chicago nicht leicht, denn moderne Technik, insbesondere feine Elektronik verträgt sich nicht gut mit seiner magischen Aura (was ein eleganter Kniff ist um Harry als Autor kein Mobiltelefon in die Tasche zu schreiben und ihn somit von Münztelefonen und hinterlassenen Zetteln abhängig zu machen). Ihm beim zusammenpuzzeln seines Falls über die Schulter zu schauen – die Erzählung aus erster Person trägt ihr übriges dazu bei – ist für mich ähnlich spannend wie den Hexer Geralt bei der Monsterjagd zu begleiten. Dass er ein lockerer und humorvoller Typ ist, hilft sicherlich ebenfalls.

Einige Kommentare und Kundenrezensionen waren sich einig: The Dresden Files sind sicherlich keine Hochliteratur, aber auf jeden Fall ein Garant für kurzweilige Unterhaltung. Desweiteren wurde mehrfach angemerkt, dass die Reihe später spürbar besser wird – Möglicherweise bin ich in dieser Hinsicht relativ anspruchslos, aber mir gefiel der Einstand vom Cover bis zum Rücken schon sehr gut.

Reinlesen ist noch nicht einmal sehr teuer, die englische Kindle-Version kostete lachhafte 99 Cent, der Rest der Serie bewegt sich meist auch unter drei Euro, mit wenigen Ausreißern nach oben. Die deutsche Fassung ist erwartungsgemäß mit einem guten Zehner pro Band auch noch bezahlbar, falls nötig.

Ich sage es mal so: Für mich hat Harry Dresden sicherlich nicht seinen letzten Fall gelöst.

  1. Eigentlich explizit nicht Detektiv, sondern "Consulting Wizard", aber für das Bild hier ist die Unterscheidung nicht so wichtig.