Gespielt: Unavowed

Mysterygeschichtenzeit: Mich erreichte eine Mail von Steam, dass Unavowed im Angebot ist. Unavowed? Was war das noch mal? Ah richtig, dieses Urban Fantasy Point-and-Click Adventure, dessen Trailer ich in einem E3-Stream gesehen habe. Irgendwas mit übernatürlichem und Dämonen. Release heute, am 8. August, und gleich 40 Prozent Rabatt? Muss ein Angebot zum Start sein. Okay, ich schlage zu.

Später, bei der Recherche zu diesem Beitrag, schaue ich nochmal bei Wikipedia vorbei. Hm? Veröffentlicht 2018? Ich denke das ist ganz neu? Stand doch bei Steam? Sind wir jetzt bei X-Factor? Ist etwas ähnliches bereits in den 60ern an der Westküste passiert? Stellt sich heraus: Das Spiel erschien tatsächlich bereits vor drei Jahren, rein zufällig auch am 8. August (was den Nachlass wohl als Jubiläumsaktion erklärt), auf der E3 sah ich den Trailer für die im Juli veröffentlichte Switch-Version. Zufall oder zieht eine höhere Macht die Strippen? Man weiß es nicht.

Ich vermute letzteres, denn ansonsten haben wir hier es mit einem unverschämten Glücksgriff zu tun – Inzwischen ist sicherlich klar, dass hier in der Regel Empfehlungen meinerseits landen und selbstredend das trifft auch hier zu: Tut euch selbst den Gefallen und spielt sofort Unavowed. Dankt mir später.

In Unavoved wird die (wahlweise männliche oder weibliche) Hauptfigur von einem Dämon besessen und treibt daraufhin ein Jahr lang sein Unwesen in New York City. Nach einem Exorzismus durch die namensgebenden Unavowed davon befreit, schließt man sich diesem geheimen Bund zum Schutz der Welt vor Übernatürlichem an, klärt die Geschehnisse im Hangover-Stil allmählich auf und kommt dem Bösen Wesen auf die Schliche. Su-per cool.

Der Deiwel war indes fleißig und hat sich gleich an mannigfaltigen Orten innerhalb des Big Apples ausgetobt. Diese einzelnen Fälle sind jeweils kleine Kurzgeschichtchen, präsentieren uns regelmäßig tragische Schicksale und enden meist mit einer großen moralischen Entscheidung, die wir als Spielerin treffen müssen.

So gut das Writing und die Story auch sind, einige Nebenfiguren sind schwach ausgeleuchtet und Beziehungen hätten mehr Entwicklung vertragen. So kommt es vor, dass ein neuer Begleiter zur Gruppe hinzustößt und nach der nächsten Mission, die sich nur über einen Abend erstreckt, plötzlich wie ein gut integriertes, langjähriges Mitglied der Gruppe behandelt wird.

Das ist vielleicht etwas ungünstig, schränkt die Glaubwürdigkeit der Welt aber nur wenig bis gar nicht ein. Hier und da wird behutsam etwas Lore eingestreut und verdichtet die Atmosphäre zunehmends. Der hübsch anzusehende Artstyle tut sein übriges und trägt seinen Teil zur ungewöhnlichen Stimmung bei. Man möchte gerne noch tiefer in diese Fantasie eintauchen, eine ausführliche Buchumsetzung oder von mir aus auch eine Netflix-Serie stünde dem Material sehr gut.

Wenn Harry Potter (verborgene magische Welt) auf Dr. Strange (Geheimbund schützt die Welt der Normalos vor übernatürlichen Bedrohungen) und The Witcher (zum Teil düstere moralische Entscheidungen mit Konsequenzen) trifft, kommt ungefär Unavowed dabei raus. Ich denke, ich muss mir dringend noch die anderen Spiele von Wadjet Eye Games anschauen. Ihr möglicherweise auch.