Gespielt: Disco Elysium

Mit dem kürzlich erschienenen Final Cut war der perfekte Zeitpunkt gekommen um sich Disco Elysium, unter anderem neben Control einer der meistbeachtetsten Titel des Jahres 2019, nachträglich hinter die Binde zu kippen. Hat es sich gelohnt?

Kurz: Ja.

Länger: Ja, weil…

Der aquarellartige Grafikstil mag frisch und schön anzusehen sein, bedurfte meinerseits jedoch etwas Eingewöhnungszeit. Nicht um es schätzen zu lernen, sondern rein für die Lesbarkeit des Spielgeschehens. Spätestens nach dem dritten Raum war ich dann aber voll drin, man sollte sich nicht abschrecken lassen.

Gleich nach der Optik ist der nächstauffälligste Punkt das Gameplay. Wir reden hier von einem isometrischen Rollenspiel eher klassischer westlicher Bauart (besonders etwa Planescape Torment wird als Inspirationsquelle genannt), bei dem Gespräche die Kernspielmechanik sind. Nicht nur Erfahrungspunkte gibt es für das gründliche Abgrasen der Dialogbäume, auch Zeit verstreicht nur durch Interaktion. Muss man also letztere totschlagen, geht man sich mit Leuten unterhalten oder besorgt sich ein Buch zum schmökern – So entstehen keine Durchhänger im Spiel. Wie cool ist das eigentlich?

Dritte Auffälligkeit: Die Texte und Themen. Politik und Philosophie sollten dem Spieler keine gänzlich fernen Themen sein, denn hier geht es richtig rund. Andere Spiele, die diese Fächer anreißen wirken gegen Disco häufig wie seichte Pfützchen. Dass muss man aber auch mögen können, andererseits finden sich unter denjenigen, die sich dieses eine Million Wörter umfassende eigentlich-mehr-Buch-als-Spiel reinziehen sicher häufiger hartgesottene Bildschirmliteraten.

Mit dem Ende (keine Sorge, ich verrate nichts konkretes) scheinen einige Leute nicht zufrieden gewesen zu sein, was ich grundsätzlich verstehen kann. Es gibt – wenn man die verschiedenen Game Overs im Laufe des Spiels nicht mitzählt – nur ein großes Ende mit kleineren Untervarianten. Ich habe die für mich beste Geschmacksrichtung des Finales getroffen und kann das Spiel mit einem anderen eigentlich nur schlechter machen.

Müsste ich Disco Elysium mit zwei Wörtern beschreiben, wären diese sicherlich frisch und Cuno. Also schwingt euch an den Fall, immerhin haben auch Konsolenermittler jetzt keine Ausreden mehr.