Gespielt: Control

Wer sich mit den Spielen des finnischen Entwicklers Remedy auskennt, weiß wo die Reise bei ihrem letzten Titel von 2019 hingeht: 3rd-Person-Geballer mit Twist. War es in Max Payne noch die Bullet Time oder in Quantum Break noch ausgebufftere Zeitspielereien, sind es diesmal Psi- und Telekinetische Kräfte.

Passend zum übernatürlichen Setting, in dem dank verschiedener Dimensionen und Quantendingsbums alles gleichzeitig oder auch nicht sein kann, sind bei Control sowohl Gameplay, Story und die Spielwelt ebenso dröge wie aufregend, hässlich wie hübsch. Manchmal wechselseitig, manchmal simultan.

Die Story ist schön erzählt, man ist durchgehend motiviert mehr über die Geschehnisse, Spielwelt und Figuren zu erfahren, auch wenn die Prämisse alleine sicher keine Bäume ausreißt. Dass man zu Beginn mehr oder weniger abrupt einfach hineingeworfen wird mag dem einen vielleicht sauer aufstoßen, während es dem anderen erst recht hineinzieht und neugierig macht. Solltet ihr zur ersten Gruppe gehören: Bleibt dran, es wird schnell besser.

Remedys Kernkompetenz ist Action – wenn sie etwas können, dann spektakuläre Schießereien in denen man sich gleichzeitig übermächtig aber nicht unterfordert vorkommt. Die Waffen fühlen sich gut an, aber das wahre Licht scheint erst wenn ihr eurem Gegner levitierend schwere Büromöbel um die Ohren schleudert. Das wird nie langweilig.

Eine gesonderte Erwähnung verdient die Spielwelt: Wer hätte gedacht, wie viel aus einem fensterlosen, brutalistischen Bürokomplex (schaut euch mal die Inspirationsquelle an) herauszuholen ist? Hier reiht sich ein kantig-geometrischer Betongang und Büroraum an den anderen und doch ist es stets abwechselungsreich und durchgängig spektakulär in Szene gesetzt. Hier wird am laufenden Band Screenshotmaterial aus dem Hut gezaubert wie sonst nur… Kaninchen? Äh, auf jeden Fall Wahnsinn.

Tendenziell spielt Control seine Stärken erst etwa ab dem Midgame so richtig aus, wenn in der Story die erste Verwirrung langsam aufgelöst und dem Spieler in spielerischer Hinsicht die wirklich spaßigen Werkzeuge an die Hand gegeben wurden. Versteht mich nicht falsch, das Spiel ist vorher schon stark, aber dann wird es praktisch unaufhaltbar.

Sehr gefreut habe ich mich in der Ultimate-Edition übrigens über die beiden DLCs, die einerseits eine Art Epilog-Mission, die gekonnt noch etwas Licht auf das Mysterium des Old Houses und dessen Board wirft, und andererseits ein Crossover mit dem Remedy-Klassiker Alan Wake kredenzen. Vielleicht sollte ich letzteren auch endlich mal durchspielen.

Völlig zu Recht war es eines der richtig heißen Dinger des Jahres 2019. Wenn ihr in eurer Vorliebenliste Häkchen bei Action, Stil oder Metroidvania stehen, dann seht euch das Ding mal an.