Das ist ja alles schon nicht schlecht und so, ABER wenn ich dieses eine Ding noch beschaffe, dann wird alles gleich viel besser. Wie viel, kann ich nicht exakt beziffern, aber der Unterschied wird ENORM, so viel steht fest.
Ich bin möglicherweise chronisch am Gear Acquisition Syndrome erkrankt und finde erst meine innere Mitte, wenn ich mindestens ein Paket auf dem Weg zu mir weiß. Kleiner Spaß, haha – oder?
…
Ähem. Jedenfalls spürte ich es zur Abwechslung mal etwas anders: Ich kam auf den Geschmack von Armbanduhren und überlegte wochenlang, welche ich mir vielleicht in mittlerer Zukunft als zweites kaufen möchte. Etwa eine robuste G-Shock, eine solarbetankte Citizen oder doch diese elegante Seiko? Die Auswahl am Markt ist schließlich gigantisch, da kommt es mir dann doch etwas zugute, dass die allermeisten auf YouTube begeistert in die Kamera gehaltenen Modelle weit, weiiiit außerhalb meines finanziellen Rahmens liegen. Nichtsdestotrotz war ich in der Lage, eine Liste möglicher Kandidaten zusammenzustellen, für die ich weder Organe, noch Familienmitglieder veräußern muss.
Einer der Anwärter war daraufhin als Schnäppchen zu haben und ich zögerte keine Sekunde. Der Preis war so gut, dass die Lieferzeit von einem Monat kein Problem darstellte. Ich habe mich locker zwei Wochen lang genau auf diese Uhr eingeschossen, also ist es wohl richtig.
Nur irgendwie … fühlte es sich nicht danach an. Sogar eher im Gegenteil, mich plagte ein schlechtes Gewissen. Und wenn es die eine Sache gibt, die ich als erfahrener Emotionskäufer im Laufe der Jahre gelernt habe: Im Zweifel nein. Trotz der ganzen schönen Uhren, die ich in den letzten Wochen kennengelernt hatte, fühlte sich nur eine – nämlich die von der Community liebevoll "Casio Royale" genannte World Timer AE-1200 – an meinem Handgelenk richtig an. Roger Moore trug 1983 als James Bond in Octopussy eine Seiko G757 Sports 100, die heutzutage nur antiquarisch für locker vierstellige Summen verfügbar ist. Die Casio AE-1200 wurde aufgrund des ähnlichen Layouts von der Gefolgschaft als würdige, günstige Alternative auserkoren. Damit haben wir es hier sogar mit einem Wecker mit Geschichte zu tun!
Sie hat alle Funktionen, die ich im Alltag brauche (ohne Countdown-Timer geht hier gar nix), ist genau mein Stil und sieht darüber hinaus mit einem guten Aftermarket-Gehäuse viel edler aus, als es ihre Preisklasse vermuten lässt. Ich freue mich morgens darauf sie anzulegen und bin abends etwas traurig, wenn ich sie vor dem Schlafengehen auf dem Tisch zurücklassen muss. Wie die ersten warmen Sonnenstrahlen nach wochenlangem Mistwetter fühlte ich es deutlich: Es war der Moment, in dem es besser war, mal kein Geld auszugeben. Und zack – der mir ureigens innewohnende Drang nach neuem Spielzeug ist passé und ich fühle mich irgendwie geheilt. Ich habe noch, ich brauche nichts. Vorerst zumindest.
Vielleicht kann ich ja dann endlich mal das Playdate kaufen, so ganz kann ich wohl doch nicht aus meiner Haut.