Anhörung: Candlemass – Epicus Doomicus Metallicus

Candlemass veröffentlichte mit Epicus Doomicus Metallicus im Jahre 1986 einen der früheren und im Nachgang vielleicht einen der wichtigsten Leuchttürme des Doom Metals.

Moment, wieder so'n alter Schinken? Schon, aber im Metal ticken die Uhren sowieso etwas anders. Heute springen wir knapp vier Dekaden in die Vergangenheit und hören in die Musik rein, die unsere Eltern auch nicht auf dem Plattenteller hatten (meine zumindest nicht). Wie kam ich also genau darauf? Vor Monaten bat ich ChatGPT mir eine Liste mit Beispielen für alle drölfzig Metal-Untergenres zu halluzinieren. Ich hörte in einige mir vom Namen bekannte Bands rein und urplötzlich lagen CDs auf meinem Schreibtisch. Hoppla.

Mit sechs Songs in 43 Minuten haben wir wieder einen regelrechten Snack vor uns:

  1. Solitude: "This makes me want to go to my own funeral", kommentierte jemand treffend auf YouTube. Fantastisch, ich war sofort hin und weg. Hier haben wir wieder einen dieser magischen Songs, bei denen einfach alles am richtigen Platz sitzt; erst neulich hatte ich eine ähnliche Begegnung mit einem Lied, das sofort tief in mir resonierte und hoch in meiner Gunst einstieg (und, Foreshadowing: Demnächst begegnen wir vielleicht einem Weiteren).
  2. Demons Gate: Nach dem ersten Überflieger konnte nur ein Knick folgen. Das liegt aber weniger daran, dass der Song für mich schlechter ist, sondern eher an der Platzierung auf dem Album: Im letzten Drittel hätte er sich besser entfalten können. Dafür stellt sich im Song selbst nach dem ersten Drittel der Groove ein und macht Spaß.
  3. Crystal Ball: Normalerweise höre ich jedes Stück noch einmal gezielt durch, während ich hier ein oder zwei Sätzchen dazu schreibe. In diesem Fall lief es mehrfach durch, bevor ich mich dazu durchringen konnte die Hände auf die Tastatur zu legen. Das sagt eigentlich alles aus.
  4. Black Stone Wielder: Moment, ich höre erst noch einmal Crystal Ball… Okay, kann weiter gehen. Also: Das Riffing ist super fett und scheint mir präsenter in den Vordergrund gemischt, was diesem Track gut zu Gesichte steht.
  5. Under the Oak: Ich bin eigentlich kein großer Freund von Gitarrensoli, aber diese hier passen dermaßen gut in diese Nummer, dass sie gesonderte Erwähnung verdienen. Davon abgesehen bleibt ehrlicherweise nicht viel hängen.
  6. A Sorcerer's Pledge: Zum Abschied bekommen wir einen laaaangen Auftakt bis der Song in einen doomigen (ha!) Abschnitt explodiert und in das so ziemlich temporeichste Stück dieser Platte mündet. Moshpit-Material!

Unterm Strich

vergesse ich beim Durchhören ständig, wie viele Lenze dieses Album bereits auf dem Buckel hat. Entweder hat es sich also gut gehalten oder im Metal ist seitdem weniger passiert als man sich vielleicht eingestehen möchte. Sicherlich ist beides in Teilen zutreffend.

Höchstens die typischen 80er-Synths lassen das gehobene Alter erahnen, aber auch diese haben den Test der Zeit gut überstanden ohne aus heutiger Sicht billig oder gar lächerlich zu klingen. Ganz im Gegensatz zu anderen Bands, die damit Symphonie-Epik nachzuahmen versuchen *schauder*

Zeitgenössische Kritiken bemängelten die Gesangsleistung des Gastmusikers Johan Längqvist im Vergleich zur instumentalen Darbietung; was Technik anbelangt kann ich das als Laie nicht objektiv beurteilen, aber er passt und klingt in meinen Ohren perfekt für dieses Album, gerade bei Solitude und Crystal Ball (gleich nochmal reinhören) fiel es mir besonders auf.

Insgesamt bin ich sehr zufrieden und werde mich in dem Bereich sicher noch weiter umhören.