Eigentlich wollte ich mich nur einem gewissen Herrn M. aus W. mitteilen, die Chatnachricht wäre dann aber dermaßen weitschweifig ausgefallen, dass ich sie auch gleich hier hinkippen könnte. Was soll's, schönen Gruß.
Immortals Fenyx Rising (2020) sollte Ubisofts Nachahmerprodukt zu Nintendos phänomenalen Breath of the Wild von 2017 werden, oder zumindest wurde es meiner Erinnerung nach von der Presse in diese Richtung aufgebaut. Nun war der prozentuale Rabatt nahe des dreistelligen Bereichs und mir blieb nichts anderes übrig, als mal einen Blick zu wagen. Meine Erwartungen waren nach der im Allgemeinen durchaus guten Besprechungen schon in der mittelhohen Zone angesiedelt, doch leider folgte schon sehr schnell die Enttäuschung. Ein Gedächtnisprotokoll:
Ja gut, der Humor haut mich jetzt nicht vom Hocker, aber vor Schmerzen windend liege ich nun nicht gerade auf dem Boden. Zunächst noch nicht. Dann dauert es aber doch nicht lange, bis die Schläfe zu pochen beginnt; normalerweise bin ich in dieser Hinsicht recht robust, aber der Cringe ist stark bei diesem da, um hier auch mal ein Zitat Darth Vaders unterzubringen.
Blergh, die Präsentation der Zwischensequenzen, die (englische) Sprachausgabe und vor allem die Animationen befinden sich in meiner Wahrnehmung so gar nicht auf dem Niveau eines großen Publishers des Jahres 2020, schon gar nicht wenn man über ein Vollpreisprodukt spricht. Stuft man seine Erwartungen auf AA-Gegebenheiten herab, gilt es immer noch eine dicke Kröte zu schlucken. Auweia.
Aber gut, Breath of the Wilds Qualitäten lagen auch nicht im Storytelling. Die Stärken liegen bestimmt im Gameplay und der Welt! Nein, dem scheint leider nicht so. Das Kampfsystem will irgendwie eine Mischung aus Character Action Game und Souls sein, erscheint mir in der ersten Stunde hauptsächlich als stumpf und mühsam. Und die Welt? Breath of the Wild ist ein leuchtendes Beispiel, wie man Spieler wie an einem unsichtbaren Nasenring zu die Spielwelt zieht (Stichwort "Triangle Rule"), Fenyx stellt im Kontrast irgendwie, naja, das Gegenteil dar. Nichts ist interessant oder zieht meine Aufmerksamkeit auf sich, das durchqueren der Spielwelt macht – wie gesagt, zumindest zu Beginn des Spiels – keinen Spaß und lässt null Befriedigung aufkommen. Gähn.
Eigentlich bin ich da ja nicht so, insbesondere wenn es nur um ein paar Euro geht, aber hier haben wir es mit einem besonders dramatischen Fall zu tun, sodass ich mich gezwungen sah, nach gut eineinhalb Stunden die Notbremse zu ziehen und die Rückerstattung meines Kaufbetrages beim Kundendienst zu beantragen. Unter keinen Umständen sehe ich mich dieses Spiel in Zukunft noch einmal spielen und diese eiserne Entschlossenheit erschreckt mich selbst ein Wenig. Und jetzt erzählt mir nicht, dass nach 91 Minuten plötzlich der absolute Geheimtipp in diesem Titel schlummert.
Selten war dieses Mem passender als hier: Immortals Fenyx Rising ist Breath of the Wild bei Wish bestellt. Mir ist es schleierhaft, wie dieses Ding sich auf einer Wertungsskala irgendwo oberhalb der 6,5 aufhalten kann. Außerhalb des Nintendogartens kann der Appetit nach irgendwas, was auch nur im Entferntesten nach Zelda aussieht nicht so groß sein dass wir dieses Spiel abfeiern. Absurd.