Dungeons & Dragons: Ehre unter Dieben – Blick von außen

Ich habe nie Pen & Paper Rollenspiele gespielt und weiß darüber auch nur etwas mehr als das Nötigste. Nerds in den 70ern und 80ern hatten nichts anderes und trugen ihre Dungeons & Dragons-Sozialisierung in die damals frisch ausgewürfelte Videospielindustrie. Spätestens seit in den 2000ern Rollenspielelemente in sämtliche Genres sickerten (man hat nicht immer in Shootern oder Puzzlespielen Erfahrungspunkte gesammelt, liebe Kinder) ist nun wirklich jeder Spieler mit diesem enormen Einfluss in Berührung gekommen, wenn auch in mehr oder weniger stark verdünnten Dosen. Was ich sagen möchte: D&D hatte einen weitreichenden Einfluss auf die Popkultur.

Jedenfalls habe ich mir so als praktisch Außenstehender die aktuelle Verfilmung Ehre unter Dieben angeschaut. Nach dem Trailer erwartete ich einen halbgaren Marvel-Abklatsch mit hastig übergestülpter Lizenz um wenigstens noch ein paar Fans ins Kino zu locken, nur damit sich diese hinterher ärgern wie wenig der Streifen mit der Vorlage gemein hatte.

Ich habe also kein sonderlich üppiges emotionales Investment in diese Marke und kann gerade zu dem letzten Aspekt gar nichts beitragen, aber ich war sehr positiv überrascht und fühlte mich trotz – oder gerade wegen – meines geringen Hintergrundwissens sehr gut unterhalten. Endlich mal wieder Mittelalterfantasy, die sich nicht ständig bierernst nimmt (pummelige Drachen!) und für mein Empfinden trotz Klamauk in jeder Szene trotzdem nicht übertreibt. Wer hier stimmungsmäßig eher Game of Thrones als Mittelalter-Guardians of the Galaxy erwartet kommt hier definitiv nicht auf seine Kosten.

Wo wir gerade bei Marvel sind: Deren Filme haben sich für mich schon seit einer Weile etwas totgelaufen, Ehre unter Dieben nimmt die geistige Fackel souverän auf und zeigt dass neben den Comicnerds auch die PnP-Neckbeards gerne ihre Franchises an die große Leinwand verleihen können. Wie jene den Film aufnahmen habe ich übrigens mit Absicht nicht nachgeforscht, ich habe da schlimme Befürchtungen.

Wie dem auch sei, vielleicht erleben wir hier den Tomb Raider/Uncharted-Moment, in dem der Nachahmer die Vorlage seiner schwachen Phase überflügelt und sich erstmal ein Stück neu erfinden muss. Wünschen würde ich es mir ja.