Es hat einige Jahre gedauert, aber nun habe ich auch endlich den großen Playstation 4-Blockbuster aus dem Jahre 2018 gespielt. Auf einem PC. Verrückte Zeiten.
Die allgemeine Lobhudelei zu diesem Titel ist selbst an mir nicht vorbeigegangen und ich hatte schon die Befürchtung, dass dieses Spiel meinen dadurch aufgeblähten Erwartungen nicht gerecht werden könnte, was sich leider zum Teil auch bewahrheitete. Ziehen wir den Zahn doch gleich direkt:
Seit Skyrim (2011!) habe ich mich an nordischen Settings dermaßen nachhaltig sattgespielt, dass ich dementsprechend wenig aus dem Häuschen war, als es im Vorfeld des Softreboots um unseren liebsten griechischen Götterkiller hieß, dass er in den Norden emigriert. Pure Geschmackssache, die ich dem Spiel nicht vorwerfen kann, trägt aber sicher auch zu meinem lauwarmen Hype bei.
Ich habe gute dreißig Stunden in Midgard und Konsorten verbracht und nicht alle davon waren gut. Es gibt viel optionales Füllmaterial, bei dem einerseits die erzählten Geschichten zwar durchaus hörenswert sind, andererseits aber spielerisch aus meiner Sicht auf Dauer nicht viel geboten wird (Sammelobjekte! Gegnerwellen! Noch mehr Sammelobjekte!). Dazu kommt das Problem, dass man zwar im Vorfeld schon einsehen kann, welche Belohnung den Spieler am Ende erwartet, ich mich aber nie gut genug informiert fühlte um auch abschätzen zu können, ob ich der Aufwand am Ende für mich spielerisch lohnt. Überhaupt, was ist aus den guten alten, im Spielverlauf automatisch erworbenen Upgrades geworden? Mir kann niemand erzählen, dass Zufallsloot und das damit verbundene Studieren und Aussortieren in langweiligen Menüs besser ist. So gab es nette Stories, begleitet von Geschmacksverstärker-Gameplay und Bla-Belohnungen. Schade, so leidet in meinen Augen das Pacing der Geschichte unnötig. Passenderweise verfügt das Spiel über einen New Game Plus-Modus, in einem möglichen zweiten Durchlauf könnte ich die uninteressanten Dinge einfach weglassen.
Der gute Teil der Spielzeit war es dann aber auch. Die Figuren haben mir durch die Bank gefallen, die Geschichte kam bis auf ein Detail1 sauber rüber; Grafik, Sound (besonders die englische Vertonung!) und Präsentation geben mir keinen Anlass zum mosern. Das Ende ist halb befriedigend, weil das am Anfang gesetzte Ziel zwar erreicht, sich aber unterwegs so viele andere Dinge ergeben haben, die zum Schluss offen bleiben. Der Nachfolger nimmt diese Fäden dem Vernehmen nach wohl gut auf, aber bis dieser auf dem Computer erscheint dauert es sicher wieder locker drei Jahre. Naja, ich kann warten.
Achtung, Spoiler: Artreus wird die ganze Zeit als gütiger Gegenpol zu seinem rücksichts- und mitleidslosem Vater aufgebaut, verliert diese Eigenschaft jedoch abrupt in dem Moment, in dem er erfährt selbst ein Gott zu sein. Glücklicherweise wird ihm der Kopf eine Stunde später wieder zurechtgerückt. Insgesamt wirkt dieser Teil seiner Charakterentwicklung auf mich etwas holprig umgesetzt. ↩