Gespielt: 198X

Kennt ihr das? Ihr sitzt wie so'n Malaka im griechischen Restaurant und könnt euch einfach nicht entscheiden was ihr bestellen sollt, einfach alles auf der Karte passt zur Stimmung. Souvlaki, Bifteki, Gyros – Alles ewig nicht gehabt! Zeus sei Dank wurde für solche Fälle der Grillteller erfunden: Von so ziemlich allen wichtigen Dingen des Menüs ist etwas vorhanden. Das Beste aus allen Welten!

Jedenfalls: 198X (Hi-Bit Studios, 2019) ist genau das. Als Heranwachsender in der Vorstadt von Reizarmut und Langeweile geplagt, entdeckt die Spielfigur eine verrauchte Arcadehalle und findet in dessen virtuellen Welten das, was sie in ihrem echten Leben vermisst.

Melancholische Geschichten übers Erwachsenwerden gibt es viele, aber mit dieser hier konnte selbst ich noch eine Verbindung herstellen (ich selbst zögere diesen Prozess bei mir noch etwas hinaus), sicherlich auch aufgrund meines Gaminglebenslaufes, der in meinen frühesten Jahren von Spielen dieser Art geprägt war. Hier kommt der Grillteller zum Einsatz: In 198X dürfen wir Hand an ebendiese Spiele legen und damit vom Rennspiel über ein Shoot 'em Up bis zum Dungeoncrawler einmal in alles beißen was Spaß macht. Die ausgefeiltesten Genrevertreter darf man dabei natürlich nicht erwarten, aber die Abschnitte sind nicht lang genug um das wirklich als Kritikpunkt aufkommen zu lassen. Dafür ist der Geist der jeweiligen Gattung wirklich gut eingefangen.

Einfangen ist im übrigen grundsätzlich eine Stärke des Spiels: Die Pixeloptik ist sowohl in den Spielen als auch in den Erzählsequenzen dazwischen ein echter Hingucker, an dem ich mich kaum sattsehen kann. Sound, Musik und Sprachausgabe müssen sich dahinter aber auch überhaupt nicht verstecken und lassen das Spiel bei seinem Umgang von vielleicht 90 Minuten zu einer sehr angenehmen abendfüllenden Erfahrung werden.

Tatsächlich sollte das Spiel der erste Teil von mehreren sein, ein kurzer Blick auf die offizielle Internetseite und das offizielle Twitterprofil sieht, stand jetzt, jedoch leider nicht besonders vielversprechend aus. Wobei das offene Ende einen gewissen Optimismus versprüht, der für mich auch gut als ein Abschied auf positiver Note durchgehen kann.

Ich brauche jetzt dringend vor allem zwei Dinge: Mehr Retro-style Games sowie einen Grillteller.