Fleisch (oder auch Tierprodukte allgemein) ist eigentlich ziemlich eklig.1 Das Ursprüngliche Tier mag ja vielleicht noch recht ansehnlich sein, doch spätestens der Prozess, wie die Wurst gemacht wird, bleibt sicher vielen dankend abwinkend verborgen, solange sie ihren Appetit behalten wollen. Die ganzen Aspekte rund um Moral, Tierwohl und Klimaschutz spielen sicher auch eine Rolle, auch wenn für viele sicher eine untergeordnete.
Denn: Dummerweise schmeckt Fleisch leider ziemlich gut. Schnitzel, Burger, Aufschnitt und Hackfleisch in der Lasagne – der Verzicht bedeutete zumindest in der Vergangenheit oft mindestens eine Reduktion der subjektiv wahrgenommenen Qualität der eigenen Ernährung, auch wenn weniger Fleischkonsum für viele Leute sicher der gesündere Weg wäre.
Ich bin Fleischfresser, auch wenn vielleicht nicht so verbissen (ha!) und dogmatisch-überzeugt wie einige andere vokale Zeitgenossen. In den letzten Jahren habe ich etwas experimentiert und war mehr als ein Mal überrascht wie gut Ersatzprodukte sein können, die uns heute zur Verfügung stehen.
Gerade Hackfleisch zum anbraten lässt sich enorm gut durch Sojaschnetzel (die man vorher in Wasser/Brühe einweicht) oder auch gleich direkt verarbeitbare Substitute (wie sie etwa Rügenwalder anbietet) ersetzen. Der geschmackliche Unterschied ist je nach Produkt – zumindest für mich in meinen Tests – nicht bis kaum wahrnehmbar.
Bei Burgern ist die Auswahl an Alternativprodukten inzwischen ebenfalls recht vielfältig, dort sieht es geschmacklich jedoch ein wenig anders aus: Obwohl alle von mir verkosteten Fabrikate (etwa von Beyond Meat, Garden Gourmet oder wieder Rügenwalder) in Abstufungen gut sind, so ganz reichen sie an einen reinen Rindfleisch-Patty nicht heran. Zumindest noch nicht.
Im Fingerfoodbereich habe ich noch nicht ausgiebig gewildert, aber hier und da wurden auch schon vegane Schnitzel und Nuggets für verblüffend gut befunden. Oft war ich mir sicher in einem Blindtest nicht sagen zu können was Ersatzprodukt ist und was nicht. Hier ist es am auffälligsten, wie wenig offensichtlich echtes Fleisch zum Geschmack beiträgt, insbesondere bei niedrigpreisigen Produkten.
Was Aufschnitt angeht ist mein bisheriges Urteil sehr gespalten: Eine eibasierte Mortadella schmeckt genau wie man es von der "echten" erwartet, dafür war die Salami ein totaler Reinfall, ist bröckelig und fühlt sich im Mund eher wie ein Radiergummi an. Am schlimmsten waren bisher für mich die Bratwürste, dort ist noch der weiteste Weg zu gehen. Wenigstens schmeckten meine Exemplare nicht mehr nach Play-Doh, wie sie es noch vor wenigen Jahren taten, aber zum Prädikat "genießbar" oder gar "lecker" ist es aus meiner Sicht noch Nachjustierung nötig.
Nichtsdestotrotz ist es erfreulich, dass sich die Regalfläche für vegetarische und vegane Alternativprodukte im Supermarktregal in den letzten Jahren gefühlt mindestens verdreifacht hat. Immer öfter greife ich dort zu statt die Fleischtheke zu frequentieren. Zwar werde ich in absehbarer Zukunft weiterhin dort anzutreffen sein, aber der Wandel ist eindeutig, erfreulich und begrüßenswert.
Und was andere Tierprodukte angeht, muss ich möglicherweise auch in Zukunft des Gewissens wegen nicht auf meine geliebte Milch verzichten müssen. Ich kann es kaum erwarten.
Oft weigert man sich schon sie zu streicheln weil unsauber und Müffel, aber ein Vieh zerhacken und sich kiloweise, zum Teil auch noch roh, in den Rachen zu werfen ist völlig in Ordnung. ↩