Irgendwann Ende 2018 testete ich für einen Monat den Gaming-Streamingdienst Shadow. Im Gegensatz zu anderen Marktteilnehmern wie Xcloud, PlayStation Now, Stadia, GeForce Now oder bald Luna streamt Shadow nicht die nackten Spiele, sondern ist im Prinzip eine gamingfähige Remote Desktop-Lösung. Man bekommt eine Windows 10-VM und kann damit im Wesentlichen tun, was man mit einem Rechner so tut. Surfen, officen, Videos schneiden oder eben spielen – Wie daheim installiert man sich alles benötigte selbst.
Klingt wie der feuchte Traum eines jeden, der keine hochgezüchtete Gamingkiste unter dem Schreibtisch stehen hat, aber trotzdem nicht auf durchaus potentes PC-Gaming verzichten möchte.
Jedenfalls kostete der Spaß damals noch stolze 30 Euro pro Monat und man musste sich nach der Registrierung mit einer mehrwöchigen (wenn nicht gar monatelanger) Wartefrist arrangieren.
Ich habe seinerzeit keinen eigenen Beitrag dazu verfasst, denn mit meiner damaligen 25 Mbit-Leitung war nicht an einen zufriedenstellenden Betrieb zu denken.1 Nach wenigen Minuten brach ich meinen Praxistest ab und verbuchte die Monatsgebühr zähneknirschend unter der Kategorie "Lehrgeld". Hätte ja klappen können.
Zeitsprung, Ende August 2020: Mittlerweile hatte ich das Glück auf eine 100 Mbit-Internetverbindung hochstufen zu können, und die Gebühr des Shadows ist mittlerweile auf viel vertretbarere 14,99 € (bei monatlicher Zahlweise) halbiert worden. Zeit für eine zweite Runde dachte ich mir und war zunächst ernüchtert, denn die Wartezeit gibt es bis dato immer noch. Hmpf.
Immerhin konnten sie mich noch positiv überraschen, denn statt des angekündigten Termins im November wurde mein Shadow bereits Mitte Oktober freigeschaltet. Juhu!
Lange Rede, kurzer Sinn: Ich teste nun schon über eine Woche und bin bisher zufrieden. Der Dienst (und insbesondere dessen Client) hat sich deutlich weiterentwickelt, flüssiges Spielen ist laut meinen Test auch schon mit einer Videobitrate von 5 Mbit/s sogar auf einem Smartphone möglich und in 1080p bei 30 Mbit/s erkenne ich in einigen Spielen kaum einen Unterschied zum lokalen Rechner.
Die technischen Daten des Einsteigertarifs lesen sich momentan so:
- Prozessor: 3,4 GHz (oder gleichwertig) 4 Kerne, 8 Threads
- GPU: Nvidia GeForce 1080 (oder gleichwertig)
- RAM: 12 GB
- Speicher: 265 GB (SSD)
- Betriebssystem: Windows 10
Tomb Raider (2013) etwa läuft in Ultra-Einstellungen bei einer Auflösung von 3440x1440 mit über 100 FPS (Videobitrate bei 50 Mbit/s). Doom (2016) setzt noch einen drauf und erreicht sogar 200 FPS.2
Inzwischen habe ich Wolfenstein: The New Order (2014) einmal komplett via Stream durchgespielt und habe nur selten Probleme oder auch nur Ruckler erfahren.
Ein paar Mal hängte sich der Stream auf, aber in solchen Fällen konnte ich diesen direkt aus dem Client neu starten und war nach wenigen Sekunden Unterbrechung wieder mitten im Geballer.
Anfangs war ich mir noch sicher, dass die 256 GB Speicher im günstigsten Tarif zu wenig sind, aber in der Praxis wird das zumindest für meinen Einsatzzweck durch die schnelle Netzwerkanbindung relativiert: Meine Downloadgeschwindigkeiten schwankten von 500 Mbit/s bis hin zu einem vollen Gigabit. Selbst im schlechteren Fall sind die 60 GB eines Doom in einer Viertelstunde heruntergeladen. Damit kann ich leben. Notfalls kann man sich zusätzlichen Speicher bei Bedarf dazubuchen.
Zugegeben, diese Spiele sind nun nicht gerade die frischesten, aber die Performance kann sich soweit schon sehen lassen. Ich bin gespannt wie sich Shadow bei neueren Spielen schlägt, demnächst steht immerhin Cyberpunk 2077 an.