Kürzlich bekam ich die Gelegenheit, Virtual Reality anhand einer PlayStation VR-Brille auszuprobieren. Vorweg: Es war sehr interessant.
Zunächst probierte ich die Resident Evil 7 Kitchen Demo aus: Sehr atmosphärisch, der Horror verpufft aber sofort wenn man es zuvor bereits als Video sah. Und doch könnte ich schwören ein Zwicken im Bein gespürt zu haben, als die irre Alte ein Messer in den Oberschenkel meines Avatars rammte.
Danach war die Iron Man VR Demo an der Reihe. Es ist ganz unterhaltsam durch die Gegend zu fliegen und aus den Handflächen zu schießen, aber nach ein paar Minuten reichte es mir dann auch. Die Kritiken der mittlerweile erschienenen Vollversion überschlagen sich ebenfalls nicht mit Lob. Schade eigentlich.
Blood & Truth ist für mich hingegen der Augenöffner. Mein Spiel begann in einer staubigen und heruntergekommenen mittlerer Osten-Gegend, vor mir steht eine halb zusammengefallene Mauer. Es ist der absolute Wahnsinn, sich nach vorne beugen und um die Ecke schauen zu können. Wenige Momente später fand ich mich in wilden Schießereien wieder, die zugegebenermaßen für den Zuschauer auf dem Fernseher (oder auf Youtube) zwar nicht sonderlich spannend aussehen mögen, für mich als Spieler aber eine vergleichsweise intensive Erfahrung darstellen.
Der eigentlich beste Teil: Du fühlst sich so cool wie Revolver Ocelot, während du Tricks mit deinen Pistolen vollführst, für deine Freunde hinter dir auf dem Sofa siest du dagegen aus wie der letzte Zonk, der mit leuchtenden Plastikteilen in der Hand und auf dem Kopf mit der Eleganz eines Seelöwen in der Luft herumfuchtelt. Unterhaltung für alle, wenn auch auf unterschiedliche Weise.
Das VR-Erlebnis ist nicht indirekt vermittelbar, man muss es selbst erleben. Ich war überrascht, wie schnell man die Bedienung mit den Move-Controllern verinnerlicht und man recht natürlich mit der Umgebung interagieren kann. Interessant: Beim Öffnen von Türen oder Schubladen meine Immersion nicht gebrochen, obwohl ich beim "Zupacken" (Es ist weiterhin nur ein Knopfdruck) kein Gewicht in der Hand hatte.
Ich denke, es hat auch damit zu tun, dass ich durch die Brille einen Eindruck von glaubwürdigen Größenverhältnissen erhalte und dadurch auch mehr Vertrautheit aus der echten Welt in das Spiel übertragen kann - als ob das Hirn Lücken in den Sinneseindrücken mit Erfahrungswerten füllt, sozusagen.
Motion Sickness ist aber so eine Sache. Während ich in Blood & Truth von Deckung zu Deckung schwebe wird mir schon etwas anders, noch viel schlimmer ist es beim emporklettern von Treppen und Leitern. Wenigstens verfliegt der Schwindel sehr schnell wieder, wenn die Spielfigur seine Position eingenommen hat. Ich kann mir gut vorstellen, dass man sich mit der Zeit daran gewöhnen und ohne Einschränkungen spielen kann. Bis dahin reichte es bei mir, ruhig mal eine Pause einzulegen, was ja auch sonst empfehlenswert ist.
Virtual Reality ist definitiv etwas, was man ruhig auf dem Radar haben kann. Es müssen ja auch nicht immer actiongeladene Spiele sein, ich würde auch sehr gerne ein virtuelles Museum oder digitalisierte Sehenswürdigkeiten auf diese Weise betrachten können.