Anlässlich des Releases von Gears 5 verspürte ich das dringende Bedürfnis den Vorgänger von 2016 nachzuholen. Außerdem war der Gamepass gerade günstig.
When Marcus Comes Marching Home
Ich begleite Marcus Fenix und seine stiernackigen Kameraden bereits seit dem ersten Gears of War (2006) auf ihrem von Locust-Leichen gepflasterten Weg über den von Krieg gebeuteltem Planeten Sera, übersprang dann jedoch Gears of War: Judgement (2013) und nun fast auch Teil 4.
Es war, als wäre ich nie weg gewesen, alles entsprach meiner Erinnerung: Steuerung, Spielablauf, Grafik wirken wie damals. Zugegeben, gerade bei dem letzten Punkt neigt die verklärte Erinnerung zu erheblichen Ungenauigkeiten – aber hey, jede gute Aufzählung besteht aus drei Elementen.
Auf Sera nichts Neues
Was sich zunächst wie nach Hause kommen anfühlte, wich nach wenigen Stunden der Enttäuschung und Ernüchterung. Ich habe dieses Spiel doch bereits mehrfach gezockt, denn schon die Vorgänger glichen sich spielerisch wie ein Locust dem anderen. Frech, dass einem hier zum wiederholten Male kalter Kaffee serviert wird.
Doch nicht nur das: Mein Wohlwollen verfinsterte sich ob des Gewaltmarsch-Pacings zusehends – Im (und insbesondere unter) Dauerfeuer stolpert man von einer Schießerei sofort in die nächste, ohne nennenswerte Verschnaufpausen oder spielerische Auflockerungen. Teilweise liegen zwischen zwei heftigen Schusswechseln gerade mal zwanzig Sekunden. Das konnten die Vorgänger in meiner Erinnerung besser.
Saving Private Fenix
Glücklicherweise wird dies nicht komplett durchgezogen, denn zu meiner Überraschung dreht das Spiel in seiner zweiten Hälfte auf und erinnert sich plötzlich daran, dass es auch noch andere Dinge gibt als hinter den nächsten Betonklotz zu hechten und den bösen Burschen magazinweise blaue Bohnen in den Balch zu ballern. So werden beispielsweise Fahrzeuge gesteuert oder größere Bosskämpfe bestritten. Nicht gerade innovativ, aber zu diesem Zeitpunkt nehme ich alles was mir angeboten wird.
Diese dringend nötigen Abwechselungen sind übrigens – und das gilt auch für den Rest des Spiels – ziemlich eindrucksvoll inszeniert, die grafische Darstellung ist aktuelleren Games locker gleichwertig. Besonders die Abschnitte in den Windflares genannten Stürmen (keine Ahnung wie die in der deutschen Fassung heißen) sind spektakulär und stets gerne gesehen.
Gears Never Changes
Womit das Spiel keine Preise abräumt, sind Story und Charaktere. Beide sind eigentlich kaum der Rede wert, das Franchise war immer selbstbewusst genug um darauf zu pfeifen. Wo früher weitestgehend unsympathische, muskelbepackte Hurensöhne betont lässig einen One-Liner nach dem anderen raushauten, sind nun drei nicht minder schrankförmige Jungspunde unterwegs, die ihren Vorgängern in dieser Hinsicht nur geringfügig nachstehen. Und die Story… Ach, lassen wir das. Die stünde der Action sowieso nur im Wege.
Insgesamt wiegt die Kritik dann doch nicht so schwer, denn letztendlich war ich einen Tag lang damit ganz okay unterhalten und für Gamepassbesitzer1 gibt es eigentlich kaum einen Grund nicht reinzuspielen, zumal die Gears-Reihe seit jeher sehr vom Koop profitiert und damit die Einstiegsschwelle für einen Freund sicher deutlich niedriger liegt als wenn er sich das Spiel selbst kaufen muss. Bei knauserigen Gesellen steht aber auch noch ein Splitscreen-Modus zur Verfügung, ganz wie damals anno 2006.
So, und jetzt bin ich erstmal auf Teil 5 gespannt, der scheint bei der Presse ganz gut anzukommen.
PC-Beta momentan für 3,99€/Monat, für Xbox-Spieler ab 9,99€/Monat. ↩