Vor vielen Jahren bekam ich eine Mail von Ubisoft, in der sie mich darum baten an einer kleinen Umfrage teilzunehmen. Damals prüften sie das Interesse an einem möglichen Remake zum Wuselklassiker Siedler II. Als großer Fan des Spiels bekundete ich natürlich mein ungebremstes Interesse und hämmerte so kraftvoll auf die "würde ich kaufen"-Schaltfläche dass meine Maus knirschte. Offensichtlich war ich nicht der Einzige, denn 2006 kam das Remake dann tatsächlich.
Aber ich kaufte es nicht. Mein Geld wurde für andere Dinge ausgegeben. Dinge, die mir wichtiger waren. Tatsächlich habe ich es erst in diesem Jahr (über zehn Jahre nach der Umfrage!) für einen sehr niedrigen Betrag erstanden.
Zuerst dem Publisher eine – man könnte fast sagen: nachdrückliche – Kaufabsicht mitteilen und dann doch erst zum Dumpingpreis zuschlagen. Ich fühlte mich deswegen fast schon schlecht. Ich fragte mich in der Zwischenzeit öfter wie zuverlässig diese Art von Marktforschung tatsächlich ist. Bestimmt war ich mit diesem Kaufverhalten nicht alleine.
Gerade im Rückblick auf diese Geschichte kann ich es irgendwo auch nachvollziehen, wenn ein mutmaßlich finanzstarkes Unternehmen auf Crowdfunding zurückgreift und vage Kaufabsichten der Kunden durch eine de facto Vorbestellung zu zementieren versucht. Ein neues Beispiel wird wohl Square Enix, die Berichten zufolge darüber nachdenken, anhand des Mittels der Schwarmfinanzierung abzuwägen ob sich die Vermarktung japanischer Nischentitel im Westen (mitsamt Übersetzung) überhaupt lohnt.
Es erinnert mich auch an das Bestellen von bedruckten T-Shirts in Kleinauflagen: Erst wenn sich genug Leute für die Mindestmenge finden und das Geld eingesammelt ist wird die Order abgesetzt.
Hauptsache sie sind ehrlich.