Streamlining

E-Mail, RSS, Twitter, Facebook und sonstige Zeitvernichter lauern an jeder sprichwörtlichen Ecke des Internets. Einige davon nutzte ich recht ausgiebig: Ich wollte gerne über alles und jeden informiert sein. (Nicht NSA-style, falls jemandem der Gedanke jetzt kommt.) Technik, Spiele, Freunde, Nachrichten aus nehezu sämtlichen Ressorts – alles war entweder in sozialen Netzwerken abgebildet oder wurde für mich per RSS eingesammelt.

Recht früh begann ich Facebook nicht mehr so häufig zu frequentieren. Neuigkeiten aus meinem Freundeskreis bekomme ich schließlich doch noch irgendwie mündlich mitgeteilt. Die Leute, die ständig bewusst provokative oder unbewusst dumme Inhalte in die Timeline ihrer "Freunde" pumpen werden zusätzlich irgendwann unerträglich. Da ich aber einige Freunde und Verwandte habe, die wenn überhaupt ausschließlich über Facebook zu erreichen sind, komme ich nicht ganz um einen dortigen Nutzeraccount herum.

Twitter war für mich schon immer ganz anders: Irgendwo gab es immer etwas interessantes zu lesen. So sammelte ich zu Bestzeiten etwa 250 – 300 Accounts an denen ich folgte. In letzter Zeit wurde mir der nie endende Strom an Tweets jedoch zu viel. In mehreren auf Wochen verteilte Aufräumaktionen senkte ich meine Zahl an zu folgenden Benutzern auf unter 50. Doch auch diese Mäßigung war mir nicht genug, ich fühlte mich immer noch genötigt ständig meine Timeline "leerzulesen". Ich wagte ein Experiment: Die Twitter-App soll zeitweilig von meinem Smartphone verschwinden. Das ist jetzt bestimmt schon zwei Wochen her und die App hat es immer noch nicht wieder zurück auf mein Smartphone geschafft. Auch am Rechner schaue ich nicht mehr oft vorbei, aber ich bringe es trotzdem (noch) nicht übers Herz meinen Account zu löschen.

Ähnlich, wenn auch nicht so dramatisch behandelte ich meine RSS-Abos. Auch hier startete ich in unregelmäßigen Abständen Aufräumaktionen, wenn mir auffiel dass ich bei einzelnen Feeds neue Einträge schon reflexartig als gelesen markierte. Inzwischen lese ich nicht mehr 300 Feeds mit über 500 Artikeln am Tag, sondern nur noch unter 90 Quellen mit deutlich weniger Nachrichtenausstoß.

Ich habe mir erfolgreich meine Zeit zurückerkämpft und dabei festgestellt dass in manchen Gebieten weniger Technik auch mal mehr sein kann. Ich lese jetzt weniger Zeug bei nahezu gleichem Infodurchsatz, da mir nicht mehr die gleichen Nachrichten über mehrere Kanäle simultan vorgesetzt werden. Außerdem bin ich bewusst genügsamer und muss nicht jeden Witz des Internets oder sämtliche Katzenbilder kennen.

Und plötzlich macht das Lesen wieder Spaß.