VGX

Zum Zeitpunkt des Verfassens dieses Beitrages werden irgendwo im Internet gerade irgendwelche Videospielawards verliehen. Warum auch nicht, schließlich dürfen sich die Film- und Musikindustrie ebenfalls selbst – gesellschaftlich durchaus anerkannt – beweihräuchern. Oft zwar mit fragwürdigen Auswüchsen, aber immerhin noch als Unterhaltungsshow irgendwie konsumierbar.

Diese VGX-Awards hingegen sind absolut unerträglich. Gestandene Mittdreißiger stehen und sitzen vor einer sehr merkwürdig anmutenden Kulisse und reißen einen schlechten pubertären Witz nach dem anderen. Zwischendurch werden unsinnige "Beiträge" gezeigt, die durch ihre vielen blinkenden, den ganzen Regenbogen abdeckenden Farben den Zuschauer zu einem epileptischen Anfall nötigen. Etwa so wie diverse hiesige Musiksender in den Neunzigern.

Aber eigentlich geht es ja um Spiele. Doch selbst diese kommen nicht gut weg: Sämtliche Vertreter werden in den Einspielern nur als bluttriefende Metzelorgien dargestellt. Sie zeigen die Helden der Spiele nur in Situationen, in denen sie gerade etwas effektvoll in die Luft jagen oder wie sie einem Gegner aus nächster Nähe mit einer Schrotflinte den Garaus machen, am liebsten noch durch eine Zeitlupe ästhetisiert. Dazu fette Riffs und einen hastigen Schnitt wie ein Musikvideo.

Bei solchen Dingen frage ich mich immer, welches Bild wohl in den Köpfen von Menschen entsteht, die selbst keinen Bezug zur Videospielkultur haben. Gewalthaltige Inhalte – eigentlich für Erwachsene – präsentiert für ein pubertierendes Publikum. Willkommen in der Welt der Videospiele.

Manchmal trifft selbst mich noch der Kulturschock.