Splinter Cell: Blacklist

Kleines Review gefällig? Dann lies mal schön weiter:

Sam Fisher ist einer meiner meistgeschätzten Videospielcharaktere. Er ist ein erfahrener Elitespion, den nichts aus der Ruhe bringen kann. Virtuos verschmilzt er mit den Schatten – und wenn das mal nicht reicht greift er in seine mit vielen James Bond-artigen Gadets ausgestattete Trickkiste. Sams Aufträge wurden leichter, beziehungsweise erst machbar, weil seine Feinde im Idealfall nichts von seiner Anwesenheit bemerkten.

So war es zumindest früher. Im 2010 erschienenen fünften Teil der erfolgreichen Serie, Conviction, ging es dann doch etwas derber zu: Agent Fisher schleicht zwar auch hier noch, schwingt sich aber auch gerne mal aus der Deckung und lässt die Knarren sprechen. Wenn er einen Feind verhört, lässt er seine Fäuste ebenfalls zu Wort kommen. So werden gerne mal Gesichter auf heiße Herdplatten gedrückt sowie Waschbecken und Urinale zerstört – mit den Köpfen der Feinde, die verständlicherweise nach einer solchen Sonderbehandlung dann doch recht geschwätzig werden können. Sam wirkte oft ziemlich gereizt. Aus dem stets kontrollierten Profi wurde ein brutaler, primär durch Rache angetriebener Superkämpfer. Dem Charakter an sich hat es meiner Meinung nach zumindest nicht geschadet.

Jetzt, drei Jahre später, steht die nächste Iteration des Schleichschinkens an. Splinter Cell: Blacklist nimmt sich der Kritik seines Vorgängers an und fährt den primären Actionansatz wieder deutlich zurück – ohne ihn jedoch auf der Strecke liegen zu lassen – und besinnt sich wieder auf alte Tugenden. Der "neue" Sam hat dazugelernt: Er kann jetzt schleichen und schießen.

Das Spiel ist grundsätzlich auf drei Arten spielbar:

  • Ghost: Quasi "Classic". An Feinden vorbeischleichen, ohne sie zu alarmieren. Wird es doch mal brenzlig ist es auch erlaubt den Gegner mit nicht tödlichen Mitteln aus dem Weg zu räumen. Genau wie in der guten alten Zeit.

  • Panther: Es ist weiterhin Schleichen angesagt, jedoch kann hier auch das gefährlichere Spielzeug ausgepackt werden. Wie in einem schlechten Horrorfilm werden hier die Bösewichte in den Schatten gezerrt und nur noch tot wieder aufgefunden. Oder auch gar nicht.

  • Assault: Für die Freunde schweren Geräts. Hier darf nach Herzenslust, gerne auch ohne Schalldämpfer, der Feind aufs Korn genommen werden. Subtilität gehört woanders hin; rein in die Deckung, und raus mit dem Sperrfeuer!

Diese drei Stile lassen sich beliebig miteinander kombinieren, man kann sich also erstmal leise vorbeischleichen, bei Bedarf noch ein paar Gegner aus dem Hinterhalt meucheln, und wenn mal wieder alles schief läuft schießt man einfach den ganzen Laden zusammen. So ist für jeden etwas dabei.

Der Clou an der Sache ist jedoch, dass es für jede Aktion Punkte gibt. Möchte man also möglichst viele Punkte, und damit Geld für neue Waffen und Ausrüstung haben, muss man sich auf eine Spielweise festlegen um dicke Boni einzusacken. Das fördert einerseits die Disziplin des Spielers, fügt andererseits aber auch jede Menge Wiederspielwert hinzu. Schließlich muss man sich auch noch für den Einsatz ausrüsten, bei einem Anzug mit maximaler Panzerung fällt dementsprechend der Schleichwert niedrig aus, sodass man sich am besten vorher überlegt wie man spielt. Besonders auf den höheren Schwierigkeitsgraden macht sich das bemerkbar. Selbstverständlich könnte ich mir auch einen Allrounder-Anzug zusammenbasteln, dann habe ich aber in beiden Hauptbereichen jeweils nur mittelmäßige Werte. So kann man seine Ausrüstung sehr gut auf seinen persönlichen Spielstil maßschneidern. Tolle Sache.

Spaß für Mehrspieler gibt es auch – Für das kooperative Spielen mit einem Partner stehen im Grunde vier Varianten zur Auswahl:

  • Grims Aufträge sind für die Ghost-Spieler (Klar, Panther geht auch, aber die müssen ganz genau wissen was sie tun). Es gilt in einer Map drei verschiedene Ziele zu hacken. Dabei darf man nicht vom Feind entdeckt werden, sonst ist das Spiel vorbei.

  • Charlies Missionen sind da schon direkter: Es gilt 20 Gegnerwellen abzuwehren. Da es bekannterweise bei solchen Unterfangen durchaus recht rau zugehen kann, empfiehlt es sich seine Assault-Ausrüstung einzupacken und Deckung zu suchen.

  • Kobins Aufträge sind simpel: Beseitige alle Bösewichte im Level (meistens 10-12), egal ob tödlich oder per Betäubung. Aber Obacht: Wird man entdeckt, rollen mal eben nochmal zehn Mann Verstärkung an!

  • Briggs Missionen bilden wohl eine kleine Koop-Kampagne mit wechselnden Zielen. Konnte ich leider bisher noch nicht ausprobieren.

Bis auf Briggs Missionen können einsame Wölfe übrigens alle oben genannten Nebenmissionstypen auch alleine absolvieren. Viel Erfolg!

Für die eher kompetitiv veranlagten Spieler feiert der Spione gegen Söldner-Modus sein Comeback. Das Spiel ist schnell erklärt: Ein Team spielt Spione, die sich in diverse Terminals auf der Karte hacken müssen, das andere Team spielt Söldner in der Egoperspektive, die eben dies verhindern müssen. Beide Parteien spielen sich höchst unterschiedlich, es lohnt sich also es mal auszuprobieren.

Mein persönliches Fazit: Mir hat das eher auf Action getrimmte Gameplay von Conviction sehr gut gefallen, aber trotzdem freut es mich als Fan erster Stunde sehr dass die Serie wieder zu seinen schattigen Wurzeln zurückgefunden hat. Blacklist stellt beide Fans in mir zufrieden und weiß mit seinem vielen Inhalt (Die Solokampagne hat bei mir übbrigens auf "normal" zirka 15 Stunden gedauert) zu gefallen. Ich spreche hiermit eine wärmste Empfehlung aus.